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Das Stift auf dem Berge oder „St. Mariae auf dem Berge“ in Herford war ein im 11. Jahrhundert gegründetes Nonnenkloster ehe es im Spätmittelalter in ein Damenstift umgewandelt wurde. In ihm lebten die Töchter des niederen Adels, denen der Zugang zum hochadeligen Pussinnen-Stift in der Herforder Innenestadt verwehrt blieb. Das Tochterkloster des Reichsstift Herford blieb auch nach der Reformation bestehen und wurde 1810 aufgehoben. Als Klosterkirche diente die Marienkirche. Noch heute heißt der Stadtteil „Stiftberg“.

Evang.-Luth. Marien-Kirchengemeinde Stift Berg
Stiftbergstraße 33 · 32049 Herford
T 05221 983713

www.marienkirche-herford.de

Geschichte

Um 1011 gründete die Äbtissin Godesta auf dem heutigen Stiftberg ein Nonnenkloster –„monastirium sanct mariae ad crucem in monte extra muros“. Eine Gründungslegende (Herforder Vision) berichtete vom Auftrag Marias „ad montem visionis” (auf dem Berg der Erscheinung) ein Kloster zu gründen.

Durch Stiftungen und Besitzübertragungen nahm der Wohlstand zu. Das Stift verfügte über etwa 40 größere und einige weitere kleinere Höfe. Bereits kurz nach der Gründung wurden Kirche und Kloster Ziel von zahlreichen Wallfahrern. Insbesondere die Wallfahrer machten das Kloster wohlhabend.

Die Einnahmen erlaubten im 14. Jahrhundert den gotischen Neubau der Klosterkirche. Aus der Wallfahrt entwickelte sich ein Jahrmarkt, der ebenfalls zahlreiche Besucher anzog. Der Jahrmarkt, Vision genannt, bestand auch nach der Reformation fort. Im späten Mittelalter wurde das Kloster in ein freiweltlich-adeliges Damenstift umgewandelt. Die Stiftsdamen lebten nicht mehr gemeinschaftlich in Klausur, sondern es entstanden eine Reihe von Stiftskurien. Die Einrichtung blieb auch nach der Reformation des Stifts 1547/1548 bestehen. 1810 wurde sie im Zuge der Säkularisation aufgehoben. Die Stiftskirche dient heute als Pfarrkirche.

Ein erster, frühromanischer Bau der Kirche, die zu den „schönsten gotischen Kirchen Westfalens“ zählt, geht wohl auf das Jahr 1011 zurück. Der heutige Bau ist als hochgotische Hallenkirche auf einem fast quadratischen Grundriss (Westfälisches Quadrat) zwischen 1290 und 1350 entstanden, wobei Wandteile des romanischen Vorgängerbaues in den Neubau integriert wurden und an der Nord- und Südwand noch deutlich zu erkennen sind. Aus diesem Grund befindet sich der „Marienschlussstein“ genau in der Mitte der Kirche. Sie wurde 1325 geweiht und besitzt quergestellte Satteldächer. Der Innenraum wirkt mit den schlanken aufsteigenden Pfeilern ungemein licht. Der Altar, in dem sich ein Baumstumpf aus der Zeit der Herforder Vision befindet, besitzt ein spätgotisches Reliquientabernakel aus rotem Sandstein in der Art eines Sakramentsturms. Im Andenken an die Vision ist der Altar mit mehreren Tauben verziert. Seit 1548 ist die Kirche evangelische Pfarrkirche. Während der napoleonischen Besatzung wurde sie als Pferdestall zweckentfremdet. Anschließend wurde sie wegen Baufälligkeit beinahe abgerissen, konnte aber zu Beginn des 20. Jahrhunderts erhalten werden.

Bei Restaurierungsarbeiten wurden in den 1950er Jahren neogotische Deckenmalereien beseitigt und die neogotischen Kanzel durch ein dem Zeitgeschmack entsprechendes nüchtern-kubisches Exemplar (Herforder Volksmund: „Kartoffelkiste“) ersetzt. Die Stiftung einer neuen Orgel war der Anlass für eine umfangreiche Sanierung und Umgestaltung in den Jahren 2003 bis 2004. Gleichzeitig mit dem Einbau der zusätzlichen Orgel entfernte man das aus dem 19. Jahrhundert stammende Gestühl sowie die originalen Fußbodenplatten. Der neue Boden wurde mit einer Fußbodenheizung ausgestattet. Zudem wurde eine Lichttechnik installiert, die den gottesdienstlichen Anforderungen und der weiteren Nutzung wie z. B. musikalischen Veranstaltungen und Aufführungen gerecht wird.

Der Hochaltar wurde nach hinten versetzt und ein neuer massiver Eichentisch als Abendmahlstisch vor dem eigentlichen Altarraum aufgestellt. Im Zuge dieser Renovierung und Neugestaltung wurde auch die moderne Kanzel wieder entfernt und stattdessen eine neogotische Kanzel aufgestellt. Ein lebensgroßes gotisches Kruzifix, welches einmal eine Lettnerfunktion innehatte, fand einen neuen Platz an der Westwand der Empore. Die Gedenktafeln für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs wurden von den Wänden abgenommen und befinden sich seitdem auf dem Erikafriedhof in Herford.

Quellen: Ev.-Luth. Marien-Kirchengemeinde Stift Berg zu Herford; Roland Pieper: Historische Klöster in Westfalen-Lippe; Wikipedia

Möglichkeiten | Angebote

Klosterkultur
heutige Nutzung Evangelische Gemeindekirche
Gottesdienste Gottesdienste am Sonntag und unregelmäßig lt. Terminkalender, auch Taizégottesdienste
Führungen auf Anfrage
Veranstaltungen musikalische Gottesdienste und umfangreiches Konzertprogramm
Klostertourismus
Gastronomie in Herford
Parkmöglichkeit ja
ÖPNV-Anbindung Bahn, Bus
Besichtigung/Eintritt die Kirche ist Di–Sa. von 15–17 Uhr geöffnet

Bildergalerie