Kloster Clarholz ist ein ehemaliges Stift in der „Westfälischen Zirkarie“ des Prämonstratenserordens. Es bestand von 1133 bis 1803. Mit seiner Kirche St. Laurentius, dem Konventshaus, der Propstei als Hauptgebäude, der Zehntscheune, einem weitläufigen Wirtschaftshof, dem alten Gasthaus sowie weiteren Baudenkmälern bildet es ein eindrucksvolles Ensemble, das von Gärten umgeben und durch eine alleegesäumte Gräfte mit der umgebenden Landschaft verbunden ist.
Kath. Pfarrgemeinde St. Laurentius Clarholz
Propsteihof
33442 Herzebrock-Clarholz
Tel. 05245-5692
www.laurentius-clarholz.de
Freundeskreis Propstei Clarholz
Postfach 2121
33437 Herzebrock-Clarholz
Tel. 05245-5646
www.propstei-clarholz.de
Geschichte
1133 stiftete der Edle Rudolf von Steinfurt seine mit Kapellen ausgestatteten Güter in Lette und Clarholz, an weiteren Orten des Ostmünsterlandes und bei Vollenhove an der Zuiderzee in den Niederlanden „für den Dienst Gottes“ und „zu seinem und seiner Eltern ewigem Gedächtnis“. Das bestätigte Lothar III. auf der Rückreise von der Kaiserkrönung in Rom im Januar 1134, von Köln und Aachen kommend auf dem Weg nach Goslar. Seine Urkunde wurde „gegeben durch die Hand Norberts“, des Ordensgründers, „Erzkanzlers und Erzbischofs von Magdeburg“. Unter den Zeugen waren u. a. Kardinal Gerhard von Bologna (der spätere Papst Lucius II.) und Graf Albrecht der Bär, der Gründer der Mark Brandenburg. Norbert übertrug die Stiftung seinen Gefährten in Cappenberg, dem ältesten Haus der Prämonstratenser in Deutschland (1122). Bischof Werner von Münster fügte ihr die Kapelle in Beelen sowie den Zehnten der Pfarrei Beckum und andere Einkünfte hinzu.
Die Prämonstratenser folgen der Regel des heiligen Augustinus. Sie leben nicht monastisch, sondern der Welt zugewandt und bejahen deshalb die Übernahme seelsorglicher Aufgaben, besonders auf dem Land. Orientiert am Beispiel der christlichen Urgemeinde in Jerusalem, haben dem Orden von Beginn an auch Frauen angehört. So war Clarholz wie Cappenberg ein Doppelstift: an der Kapelle in Lette siedelte sich ein kleiner Schwesternkonvent an, während die Männer, unter ihnen zahlreiche Laienbrüder, im 3 km entfernten, durch den Axtbach hochwassergefährdeten Clarholz am Fernweg von Münster nach Paderborn die Klosteranlage aufbauten. Drei Priester aus der Gemeinschaft fungierten als „Kerkherren“, als Pfarrer von Clarholz (Diözese Osnabrück), Beelen und Lette (beide Diözese Münster). Beelen und Lette erhielten unter dem dritten Clarholzer Propst Ludger (1217-1234) schmucke Pfarrkirchen.
Die 1175 geweihte Clarholzer Stiftskirche wurde als romanische Basilika mit Flachdecke und einem für die Prämonstratenserbauten im Osten (Havelberg, Jerichow u. a.) typischen, in Westfalen aber singulären Westriegel erbaut. Aus dieser Epoche stammen die bronzenen Türzieher mit Löwenköpfen am Hauptportal und ein Reliquienkästchen im Sockel des Altares, das die Ermordung des Erzbischofs Thomas Becket von Canterbury (1170) darstellt. Zum Geläut gehört eine 1320 gegossene Glocke, die zweitälteste, die in Westfalen erhalten ist. Vor 1350 wurde die Kirche durch Aufstockung der Mauern des Langhauses zu einer dreischiffigen Hallenkirche umgestaltet. Reizvolle, symbolträchtige Gewölbemalereien in der Vierung und im damals angebauten, polygonal gebrochenen, von schlanken Maßwerkfenstern belichteten Chor zeichnen jenen Bereich des Gotteshauses aus, der dem Konvent vorbehalten war. Im Langhaus, wo am Kreuzaltar vor dem Lettner die Gottesdienste für die Pfarrgemeinde stattfanden, ist das Gewölbe mit gleichmäßig verteilten Sternen geschmückt. Die mittelalterlichen Klosterbauten befanden sich, angeordnet um den Kreuzgang, südlich der Kirche. Im Osten stand das Kapitelhaus mit angeschlossener Kapelle, einem Versammlungsraum (Kapitelsaal) im Unter- sowie dem Schlafsaal (Dormitorium) im Obergeschoss. Im südlichen Flügel befanden sich der Speisesaal (Refektorium) und die Küche. Westlich angrenzend, waren ein Vorratskeller sowie die Wohnräume und Werkstätten der Laienbrüder untergebracht. Zur Klosteranlage gehörte auch ein frei stehendes Hospital (auf dem sogenannten „Siechenhof“).
In der Zeit des Exils der Päpste in Avignon und des folgenden Abendländischen Schismas gab der Konvent die Gütergemeinschaft zugunsten privaten Eigentums auf, was zu einer inneren Krise führte. Durch einen Überfall mit Brandschatzung während der lippisch-tecklenburgischen Fehde kamen 1437 äußere Schäden an den Klosterbauten in Clarholz und Lette hinzu. Aufgrund einer Intervention des Basler Konzils kamen 1439 zwei Marienfelder Zisterzienser nach Clarholz, die mit Hilfe der Prämonstratenseräbte von Steinfeld (Eifel) und Wittewierum (Friesland) eine innere Reform durchführten. So gefestigt, konnte sich das Stift im 16. Jahrhundert gegen die zunächst lutherisch, dann calvinistisch gewordenen Landesherren behaupten und in den Kirchspielen Clarholz und Lette das katholische Bekenntnis bewahren. Allerdings starb die kleine Kommunität der Prämonstratenserinnen in Lette um 1530 aus.
Angestoßen durch das Konzil von Trient, erneuerten die Prämonstratenser im 17. Jahrhundert ihr missionarisch-seelsorgliches Ordensideal. Der Clarholzer Konvent regenerierte sich, für die drei Gemeinden in Clarholz (1679), Beelen (1734) und Lette wurden Bruderschaften (Sodalitäten) gegründet. Von 1680 bis 1685 wirkte Leonhard Goffiné OPraem als Pastor von Clarholz und begann hier mit der Abfassung seiner „Christkatholischen Handpostille“, die bis ins 20. Jahrhundert ein religiöses Hausbuch für katholische Familien in vielen europäischen Ländern blieb. In der langen Amtszeit des Propstes Elbert von Kückelsheim (1693-1750) erhielt die Kirche eine neue, barocke Innenausstattung (Altäre, Chorgestühl, Kanzel, Orgel). Der spätgotische Lettner, von dem noch Maßwerk und qualitätsvolle Skulpturen, etwa des Ordensgründers Norbert, überkommen sind, wurde durch geschmiedete Chorschranken ersetzt. In deutlicher Erweiterung der bisherigen Disposition nach Westen wurde 1705/07 nach einem Plan von Lambert Friedrich Corfey (Münster) die repräsentative Propstei von Nicolaus Wormstich (Lippstadt) erbaut. Ein Mittelrisalit mit Dreiecksgiebel, zweiläufiger Freitreppe und einem Sandsteinportal unter dem bekrönenden Reliefwappen des Propstes gliedert die repräsentative Schauseite. Zwanzig Jahre später entstanden die vorgelagerten Gebäude des ehemals dreiseitigen Wirtschaftshofes. So wurde das Kloster damals zu einer kleinen Barockresidenz. In Lette (1709) und Beelen (1746) wurden stattliche neue Pfarrhöfe gebaut.
Unter dem aus einer Beamtenfamilie des Nassauischen Hofes in Hadamar stammenden Propst Franz-Philipp von Meuseren (1765-1794) öffnete sich das Stift durch Einrichtung eines Hausstudiums und Ausbau der Bibliothek der „Katholischen Aufklärung“. Der letzte Propst Jodokus van Oldeneel (1794-1803, + 1832) zeichnete sich durch eine hochherzige Armenfürsorge und gastfreundliche Aufnahme vieler französischer Ordenspriester aus, die seit 1791 von der Revolution aus ihrem Heimatland vertrieben worden waren.
Am 27. Oktober 1803 wurde das Kloster Clarholz durch eine Schwadron preußischer Husaren unter einem Leutnant von Arnim zugunsten des Grafen Moritz Casimir II. von Bentheim-Tecklenburg enteignet. Der Konvent strengte dagegen beim Reichshofrat in Wien einen Prozess an, der aber durch den Zusammenbruch des Reiches und seiner Institutionen 1806 unabgeschlossen blieb. Die neuen Eigentümer ließen den Kreuzgang, das Kapitelhaus und weitere Klosterbauten abreißen und nahmen über die Kirche ein Patronatsrecht in Anspruch. Die Mitglieder des letzten Konvents erhielten seit 1806 Pensionszahlungen. Einer von ihnen, Maximilian von Rantzau, trat 1808 in den seit 1773 unterdrückten Jesuitenorden über, der sich damals in Weißrussland rekonstituierte; von dort wanderte er in die USA aus, wo er zuletzt als Professor an dem von seinem Orden gegründeten Georgetown College Moraltheologie lehrte. Der jüngste Konventuale Clemens von Pfeuffer – 1775 in Düsseldorf geboren, bei der Säkularisation also 28jährig – wirkte von 1806 bis zu seinem Tod am 30. März 1854 als Pfarrer von Clarholz.
Nach Auflösung des Patronats (1969) gelangten die Kirche und das Konventshaus mit dem Konventsgarten in das Eigentum der Katholischen Kirchengemeinde St. Laurentius zu Clarholz. Die Propstei, die Wirtschaftsgebäude und die Zehntscheune sind Eigentum der Fürsten zu Bentheim-Tecklenburg. Die Gemeinde Herzebrock-Clarholz nutzt die Zehntscheune seit 1988 als Begegnungsstätte. Der 1996 gegründete „Freundeskreis Propstei Clarholz“ hat seit 2002 im Kellnereitrakt des Propsteigebäudes ein kleines Klostermuseum aufgebaut. Die Gärten wurden von 1999 bis 2003 im Rahmen des Projektes „Gartenlandschaft Ostwestfalen-Lippe“ unter Beachtung der historischen Vorgaben neu gestaltet. (Prof. Dr. Johannes Meier)
Möglichkeiten | Angebote
Klosterkultur | |
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heutige Nutzung |
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Angebote | In der Kirche wird täglich katholischer Gottesdienst gehalten. Hier und in der benachbarten Kirche St. Vitus in Lette werden hin und wieder geistliche Konzerte durchgeführt, u. a. in Zusammenarbeit mit dem Klosternetzwerk Ostwestfalen-Lippe. |
Führungen | können mit dem Freundeskreis Propstei Clarholz vereinbart werden. Telefon: 05245 – 5646. E-Mail: info@propstei-clarholz.de |
Veranstaltungen | Ausstellungen im Klostermuseum des Freundeskreises Propstei Clarholz |
Klostertourismus | |
Gastronomie | Am Kirchplatz/Propsteihof: Altes Gasthaus Rugge, Eiscafé Laurentius, Café Bäckerei Westarp, Lindenstraße. |
Parkmöglichkeit | An der Zehntscheune und auf dem Marktplatz. |
ÖPNV-Anbindung | Clarholz ist Bahnstation an der Linie RB 67 (Bielefeld-Münster). Die Klosteranlage liegt südöstlich der Kreuzung der B 64 (Paderborn-Münster) mit der L 806 (Oelde-Bielefeld); auf der L 806 verkehren Busse der Linien Oelde-Lette-Clarholz und zurück sowie Harsewinkel-Clarholz-Herzebrock und zurück. |
Lokale Besonderheiten |
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