
„Zeitreise I“ – Kostbarkeiten der Chormusik
Fr. 5. August 2022 | 19.30
Das Programm
Pax optima rerum – Geistliche Musik im Dialog mit der Gegenwart mit Videoinstallationen im Kirchenraum
Mit visionärer Kraft fragt die Dichterin, Friedens- und Literaturnobelpreisträgerin Nelly Sachs in dem 1949 veröffentlichten Gedicht „Wenn die Propheten einbrächen“ nach dem „Ohr der Menschheit“ und nach Liebenden, die in der „Nacht der Menschheit“ wie Propheten aufstünden und „ein Herz zu vergeben haben“.
Mit dem Gedenken an die Opfer von Krieg und Gewalt stehen Publikum und Ausführende vor der nicht immer leichten Aufgabe, Räume zu schaffen, in denen Erinnerung wachgehalten wird, denn nur durch Vergegenwärtigung werden Herzen kräftiger, Gemeinschaften mutiger, Gedanken offener, um auf Anforderungen der Zeit zu reagieren. Und wenn Bertolt Brecht zum Völkerkongress für den Frieden in Wien 1952 mahnt: „Das Gedächtnis der Menschheit für erduldete Leiden ist erstaunlich kurz. Ihre Vorstellungsgabe für kommende Leiden ist fast noch geringer“, so muss lebendige Erinnerung und Auseinandersetzung mit der Vergangenheit in ganz unterschiedlichen Ausdrucksformen ein notwendiger zukunftsgewandter Bestandteil des öffentlichen Lebens sein. Demokratie und Frieden sind zerbrechliches Gut.
Die Serie von Konzerten zur Erinnerung an das Kriegsende vor 75 Jahren konnte am 29. Februar 2020 in Münster begonnen werden und soll nun mit Konzerten im Klosterfestival 2022 in Kooperation verschiedener Institutionen (u. a. mit der Philosophischen Fakultät der Universität Münster) an vielen Orten in OWL fortgesetzt werden. Ein „Haus der menschlichen Möglichkeiten“ soll in Konzertperformances gebaut werden, das in der Lage ist, das zivilisatorische Niveau gegen Gefährdungen durch moderne Kunst und Kooperationen zu sichern. Demokratie und Frieden brauchen Engagement, und immer neu brauchen Menschen Solidarität und Hoffnung. Jugendliche aus verschiedenen Schulen haben sich im Vorfeld mit den Themen auseinandergesetzt und für dieses Projekt viele Blumen der Erinnerung erstellt.
Max Hundelshausen (*1991):
VOX BELLI I – Klangcollage
Else Lasker-Schüler (1869–1945):
Weltende
gregorianisch:
Antiphon „Da pacem, Domine“ – Verleih uns Frieden gnädiglich
Costanzo Festa (1566–1613):
„Da pacem, Domine“ – Motette zu vier Stimmen
Max Hundelshausen:
VOX BELLI II – Klangcollage
Nelly Sachs (1891–1970):
Wenn die Propheten einbrächen
Arvo Pärt (*1935):
Da pacem – Solfeggio zu vier Stimmen (1963)
Max Hundelshausen:
VOX BELLI III – Klangcollage
Berthold Brecht (1898–1956):
Gegen den Krieg (1936
Dimitrij Bortnianskij (1751–1825):
„Tebe Pojem – O Herr, gib Frieden“ zu vier Stimmen
Erhard Mauersberger (1903–1982):
„O Herr, mache mich zum Werkzeug deines Friedens“ für vier Männerstimmen
Max Hundelshausen:
VOX BELLI IV – Klancollage
Andreas Gryphius (1616–1664):
„Tränen des Vaterlandes“ aus den Lissaer Sonetten (1637)
Ludwig Senfl (ca.1486 – ca. 1543):
„Non moriar“ – Psalmmotette zu vier Stimmen
Martin Luther (1483–1546):
„Non moriar, sed vivam” zu vier Stimmen nach einer gregorianischen Antiphon
Die Künstler
Solistenensemble Col Voc:
Jürgen Wüstefeld und Friedemann Engelbert Altus
Hans Hermann Jansen, Tenor und Eckhard Thiel, Bass
Das Ensemble ColVoc existiert seit mehr als 30 Jahren. Vor allem die „Grenzgänge zwischen geistlicher und weltlicher Musik der Spätrenaissance“ zu einem exzellenten Beispiel seiner Vielseitigkeit geworden. Die ungewöhnlichen Möglichkeiten eines Kontratenors, der an der reinen Stimmung orientierte Klang der Mittelstimmen bis zur Schwärze des Basses eröff nen dem Ensemble einen Ambitus von vier Oktaven: Klang, der in seiner Weite und Ruhe den Hörer in seinen Bann zieht.
Veranstaltung im Rahmen des Klosterfestivals 2022